Zuwachs

Der aufmerksamen Leserin und dem fleißigen Leser dürfte inzwischen aufgefallen sein, dass Jonathan und die Takamaka seit geraumer Zeit dauerhaften Zuwachs erhalten haben. Deshalb ist es wohl an der Zeit, mich all jenen vorzustellen, die mich noch nicht kennen.
Ich bin Clarissa, 23 Jahre alt, Studentin – und hatte vor dieser Reise vom Segeln ungefähr so viel Ahnung wie von der Raumfahrt. Naja, nicht gar so schlimm, aber meine Segelerfahrungen beschränkten sich auf ein Segelschullandheim am Bodensee vor acht Jahren und einen zweiwöchigen Segelurlaub im Sommer 2013 mit Jonathan auf der Ostsee, der uns immerhin bis Kopenhagen gebracht hat. Alles in allem nicht gerade viel.
Und jetzt gleich ins eisige Grönland.
So mancher mag sich vielleicht fragen, wie man ohne Segelerfahrung auf die Idee kommt eine solche Reise mitzumachen.
Die Entscheidung von Portugal bis auf die Kap Verden mit zu segeln, fiel ziemlich spontan.
Wie kann man gewonnene Freizeit besser nutzen, als eine Reise mit dem Segelboot zu machen? Gesagt, getan. Los ging’s von Portugal über Madeira, die Kanaren auf die Kap Verden.
Nach gefühlt 14 Tagen am Wind aufkreuzen war die Begeisterung zugegebenermaßen ein bisschen gemindert und ich fürchtete noch weiteren Gegenwind während der Überfahrt auf die Kap Verden. Nach ungefähr der Hälfte der Zeit hat sich der Wind dann unserer erbarmt und auf einmal war das Segeln eine sehr angenehme Art zu reisen.
Die Tage, die wir an Land verbrachten haben uns für alle Mühen auf See entlohnt und bei der Ankunft in Sal hatte mich das Reisefieber endgültig fest im Griff.
Nach Jonathans ausdauernden Überredungsversuchen und der Rückkehr in einen grauen Kieler Winter war spätestens zu Neujahr klar: Ich komme auch für den Rest der Reise mit!
Noch rasch alles mit der Uni geklärt, Prüfungen bestanden und Abflug in die Dominikanische Republik.
Die restliche Zeit auf den karibischen Inseln und das warme Wetter habe ich sehr genossen und nach vielen Langstrecken sind wir endlich in Grönland angekommen.
An die langen Strecken auf See habe ich mich noch immer nicht gewöhnt, vor allem bei schlechtem Wetter, in Kälte und Nebel ist das Segeln unglaublich kräftezehrend, aber immerhin hat mich die Seekrankheit bisher verschont.
Der Augenblick, in dem man nach vielen Tagen auf See das erste Mal Land sieht, entlohnt einen für so mache Strapazen und sobald man wieder festen Boden unter den Füße hat, sind alle Widrigkeiten schon vergessen.
Jetzt genießen wir Grönland, die Zeit verrinnt viel zu schnell und wir würden gerne noch länger bleiben, da es so viel Einzigartiges zu sehen und zu erleben gibt.
Trotzdem freue ich mich schon jetzt auf die Ankunft in Deutschland und darauf, das heimische Segelrevier Ostsee zu erkunden und einen Segelschein zu machen.
Würde ich mich noch mal auf eine solch lange Segelreise einlassen? Auf jeden Fall! Ich habe Feuer gefangen und werde sicherlich auch in Zukunft durch die Welt segeln.
Die einzige Frage die bleibt, ist: Wohin als nächstes? Kaffeefahrt oder Nord-West-Passage?

2 thoughts on “Zuwachs

  1. winfried says:

    Hallo Ihr zwei,
    nochmals herzlichen Dank fuer diese athemberaubende Reise! Ich druecke Euch die Daumen fuer die weitere Reise. Ich konnte zwschen meinen Fluegen in Kangerlusak noch eine Tour aufs Inlandseis buchen – der letzte Platz. War ein schöner Abschluss aber natuerlich nicht zu vergleichen mit den selbst erarbeiteten Erlebnissen mit Euch. Ich bin gut in Schweden angekommen, ab Samstag gehts mit neuer Crew wieder los. Liebe Gruesse und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel!! winfried

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    • Jonathan says:

      Hi Winfried, vielen Dank für deinen Besuch! Inzwischen sind wir wieder in Nuuk angekommen und wollen heute oder morgen weiter nach Süden. Die Zeit in Grönland wird knapp und nachts wird’s schon wieder erschreckend dunkel…
      Liebe Grüße
      Jonathan

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